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Daniel Mosmann - Vita
Ich bin derzeit 32 Jahre alt, lebe seit 5 Jahren in einer
sehr festen Liebesbeziehung mit meiner Freundin Sandra (neben mir die
wichtigste Person in meinem Leben), habe die Berufe Mechaniker, Arbeitsloser
und Arbeitserzieher erlernt, wobei ich derzeit in letzterem sehr gerne
arbeite. Ich bin unter dem Namen Jones seit etwa meinem zwanzigsten Lebensjahr
als Künstler tätig. Hauptsächlich besteht meine künstlerische
Arbeit aus dem Erstellen von sehr emotionalen, recht außergewöhnlichen
bis bizarren Gemälden und aus dem Verfassen von kurzen Texten und
Geschichten.
Nun im Folgenen versuche ich also zu beschreiben, wie es dazu kam.
Ich wurde am 11.11.1971 geboren, womit mich die Zuckertütenastrologie
als rachsüchtig, unbeherrscht, triebhaft, schwerversöhnlich
und im Gegenzug als willenskräftig, gemütstief, fleissig und
neugierig deklariert - ob das zutrifft, möchte ich dem Urteil meiner
Freunde überlassen. Die Kindheit und Jugend verlief, von den damaligen
Eheproblemen meiner Eltern einmal abgesehen relativ normal. Schon in der
Grundschule stellten sich besondere zeichnerische Fähigkeiten heraus,
was mir allerdings bedeutungslos erschien, aber ich zeichnete damals schon
des öfteren Monster, Totenköpfe und sogar Horrorcomics.
1984 - ich war damals auf der Hauptschule - nahm unsere Schule an einem
europäischen Wettbewerb für bildende Kunst teil, bei dem ich
mit einem schrecklichen, aber eben gut gezeichneten Friede-Freude-Eierkuchenbild
den 1. Landespreis (für Baden-Württemberg) gewann, und es war
irgendwie geil, mich in der Zeitung zu sehen, auch wenn ich damals noch
nach den Vorstellungen meiner Eltern gekleidet und frisiert war und somit
bescheuert aussah. Zu Hause malte ich erstmals mit Farbe und Pinsel -
meist irgendwelche Postkartenmotive wie Fachwerkhäuser und ähnliches.
Mit 13 Jahren stellte ich erstmals einige meiner Gemälde aus, und
zwar mit anderen Malern der Umgebung auf dem Schiltacher Stadtfest, und
wieder hat mich das Gefühl im Mittelpunkt und in der Presse zu stehen
fasziniert.
Mit fünfzehn Jahren begann ich eine Ausbildung zum Industriemechaniker,
was unter anderem zur Folge hatte, dass ich kaum noch malte. Lieber war
ich ständig mit Freunden unterwegs um lebensgefährliche Aktionen
(unter Brücken durchhangeln, Felsen hochklettern, usw.) zu starten
- wahrscheinlich um Mädchen zu beeindrucken (die fanden's bestimmt
beknackt). Erst etwa mit 19-20 Jahren malte ich wieder etwas intensiver,
nun aber eher Motive wie Insekten, Spinnen, zerfetzte Zombieköpfe
oder auch lästige Auftragsarbeiten (Portraits sind leider sehr beliebt).
Damals lebte ich aus heutiger Sicht recht oberflächlich, meine Weltanschauung
war unreflektiert und naiv, meine psychologischen Abwehrmechanismen gegenüber
Intellektuellem funktionierten und ich war recht zufrieden.
Irgendwann aber begann ich damit, über das Leben und die Welt nachzudenken,
wohl auch stark beeinflußt durch einen damaligen guten Freund, der
in einem gewissen Intrigenwahn steckte, diesen versuchte, durch Drogen
zu neutralisieren und sich einige Jahre später das Leben nahm. Jedenfalls
versank ich selbst in einer nihilistischen Grundhaltung. Eine Beziehung
ging logischerweise in die Brüche, ich hasste die Menschen und ihre
Vormachtstellung in der Natur, den Kapitalismus und auch sonst noch so
Einiges. Kurz nach dem Zivildienst wurde ich konsequent und kündigte
meine Arbeit, die mir unerträglich erschien und blieb vorerst einmal
arbeitslos (in diesem Fall nicht zu verwechseln mit arbeitssuchend). Dieser
emotional sehr negative Persönlichkeitszustand hatte aber zur Folge,
dass ich mit großer Ernsthaftigkeit wieder zu Pinsel und Farbe griff.
Es entstanden zuerst kleinere Bilder die inhaltsbezogen dogmatisch und
misantropisch ausfielen, kurz danach aber dann sehr aufwändig gestaltete
apokalyptische Visionen, oft mit einer beißenden Ironie versehen,
die zwar aus heutiger Sicht moralisch etwas großkotzig waren, aber
dennoch auch heute noch viele Leute und auch mich begeistern. Die Kunst
war also zu meinem Sprachrohr geworden. Ich transportierte meine Lebenseinstellung
oder meine Philosophie über die Gemälde nach außen und
präsentierte sie in diversen Kneipen der Öffentlichkeit.
Glücklicherweise lernte ich noch ein wenig dazu, vor allem, dass
nicht zwingend die Umwelt für mein Negativdenken verantwortlich war,
sondern ich selbst in meiner blühenden Ignoranz und Arroganz, die
ich dieser Umwelt gegenüber brachte. Iin einem langwierigen Prozess
lernte ich die Welt und das Leben wieder lieben, eigentlich sogar intensiver
als jemals zuvor. Beruflich begann ich eine Umschulung zum Arbeitserzieher
und ich lebte endlich wieder in einer länger andauernden Liebesbeziehung,
die in meinem Leben ohnehin immer den wichtigsten Punkt darstellten. Nebenher
malte ich intensiv und verfasste einige Geschichten.
Inzwischen habe ich mich also wieder mit der Welt angefreundet und habe
nicht mehr den Anspruch, durch meine Kunst eine Botschaft zu vermitteln.
Meine Gemälde sind allerdings eher düster und oft morbid geblieben,
wenn sich der Malstil auch zu einem flüssigeren, expressiveren und
experimentiellen entwickelt hat. Mich interessieren eben eher menschliche
Dramen und Abgründe, die ich in den Gemälden verarbeite, als
die Sonnenseiten des Lebens (sehe mir auch lieber Horrorfilme als Komödien
an), ich halte mich aber trotzdem für einen leidenschaftlichen Menschen,
dem es gelingt, zu einer gewissen Einfachheit des Lebens zurückzufinden
und dieses zu genießen.
Das Malen
Zumeist habe ich ein fertiges Gemälde vor dem geistigen Auge und
versuche dieses zu erarbeiten, wobei allerdings oft ein Prozess entsteht,
bei dem dieses Bild abgewandelt und perfektioniert wird, bis es mit dem
Ursprung oft nicht mehr viel gemeinsam hat.
Manchmal aber lasse ich meine Gemälde entstehen, lasse mich von emotionalen
Zuständen leiten und setze diese in Visuelles um; male also planlos,
ohne ein festes Ziel vor Augen.
Um einem bestimmten Ziel, etwa einem gewünschten emotionalen Ausdruck
zu gelangen, verwende ich nicht nur Holzplatten und Farbe, sondern wenn
es die Situation erfordert greife ich schon mal zu Gips, Gummi, Zeitungen,
Rasierschaum, Zigarettenkippen oder gar zu Gebrauchsgegenständen
wie Schrauben oder Handfesseln.
Selten verfolge ich mit dem Dargestellten eine konkrete Aussage. Wenn
ich Lust habe, deute ich die Werke, wenn sie fertiggestellt sind; bin
mir aber dessen bewusst, dass meine Deutung der Werke nur eine von vielen
möglichen ist.
Eine der Hauptinspirationen zu meinen Bildern bzw. zur Malerei finde ich
nicht in Werken anderer Künstler, für die ich mich im Grunde
nicht interessiere, sondern in der modernen Rockmusik, allen voran möchte
ich hier die Rockband "böhse onkelz" nennen, deren Songs
mich schon zu etlichen Motiven geführt haben.
Motivation
Über die Motivation zur Malerei habe ich schon sehr viel nachgedacht,
sie versucht zu ergründen und ich denke, dass mich eine schwer definierbare
Kombination aus Motivationen dazu veranlasst, Bilder zu malen und diese
der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Meine Malerei ist jedenfalls vergleichbar mit dem Führen eines Tagebuchs;
Erlebtes wird dargelegt, geordnet und verarbeitet; die Gemälde spiegeln
also Persönlichkeitszustände zu einem gewissen Zeitpunkt wieder.
Die Hauptmotivation zur Kunst liegt aber, meine ich, in der Befriedigung
des Bindungs- oder des Sexualtriebes. Die Kunst ist meine Möglichkeit,
Aufmerksamkeit von den Mitmenschen und vom Gegengeschlecht zu bekommen
- jeder sucht sich da ja so seine Nische, und ich denke, dass ein vordergründiger,
kognitiv begründeter Idealismus oft nur aus solchen "niederen"
Trieben resultiert. Meiner Meinung nach gäbe es eine Menge großer
Werke nicht, wenn Menschen sich nicht gegenseitig beeindrucken wollten.
Ich sehe mich jedenfalls immer noch gern in der Zeitung, und der Glaube
daran, dass ich außergewöhnliche Kunst erarbeite, erfüllt
mich durchaus mit einem gewissen Stolz, und das ist nunmal ein angenehmes
Gefühl, das allerdings durch mein Denken über Entwicklungspsychologie
wieder etwas abgeschwächt wird. Im Grunde hänge ich nämlich
der Interaktionstheorie an, was bedeutet, dass eine Persönlichkeit
das Resultat aus den genetischen Voraussetzungen und der auf sie einwirkenden
Umwelteinflüsse ist. Das wiederum bedeutet, dass ich ein nicht selbst
bestimmendes Wesen bin und somit eigentlich gar nichts dazu kann, dass
ich geile Bilder male. Naja, glücklicherweise gelingt es mir ab und
an, diese blöde Geschichte über Persönlichkeitsentwicklung
zu verdrängen.
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